Sie können hier sein universales Interesse an Film durch einen Überblick über sein theoretisches Werk in Form einer Bibliographie und Textbeispielen nachvollziehen.
In seinem filmischen Werk – das durch eine exakte Filmographie und von Ernst Schmidt selbst verfaßten kurzen Beschreibungen der Filme dargestellt wird – spannte er einen den Film als Ganzes umfassendes Bogen, der ausschließlich durch die ständig präsente Materialknappheit begrenzt wurde. Das Spektrum seiner Arbeit geht von experimentellen Dokumentarfilmen zu Filmen, die ihr Material oder das Kino selbst reflektieren, das Genre Film erweitern wie z.B. Expanded Cinema Aktionen, die die Grenzen der Filmleinwand sprengen, zu Konzeptfilmen, die in gesellschaftliche Mechanismen eingreifen, bis zum erzählerischen Spielfilm und zur Zusammenarbeit mit AnimationsfilmerInnen.
Dieser universale Ansatz und die Sicherheit, mit der er sich zwischen Theorie und Produktion bewegte und keinesfalls nur auf Film beschränkt war, sondern Musik und bildende Kunst einbezog, läßt ihn als jemanden erscheinen, für den der Geniebegriff passend wäre.
Meistens begnügen wir uns, das Werk eines Künstlers zu analysieren und einzuordnen und seine Bedeutung daran zu messen. Was aber damit unterschlagen wird, ist, dass nicht nur Kunstwerke, Kommunikation und Wissen, sondern Leben als solches produziert wird. Diese Produktion von Leben können wir fast 20 Jahre nach Ernst Schmidts Tod durch seine Biographie nur erahnen, wenn wir ihn als Herausgeber von Filmzeitschriften, bei der Bildung von Filmgruppen, als Mitbegründer der „Austria Filmmakers Cooperative“, als Jurymitglied von Filmfestivals, als Mitbegründer des Kuratoriums Neuer Österreichischer Film, als Mitbegründer der Grazer Autorenversammlung, als Mitbegründer des Österreichischen Regieverbandes, als Darsteller in Filmen von anderen Regisseuren, als inspirierender Mentor für andere KünstlerInnen usw. usf. sehen.
Film ist per se kooperativ und dieser Tatsache entsprechend hat er vollen Einsatz für Film und für Filmschaffende, für Film als kritisches, aber gesellschaftsbestimmendes und die Wirklichkeit erzeugendes Medium geleistet.
Linda Bilda
Herausgeberin des Werkverzeichnis von E.Schmidt Jr. "Drehen Sie Filme, aber keine Filme" 2001 gemeinsam mit der Wiener Secession.